Christophe Becker, der neue Präsident von Geneanet, stellt sich Ihnen vor

Eingestellt von Jean-Yves am 06.06.2023

Guten Tag Christophe, nach dem Ausscheiden von Jacques Le Marois wurdest Du zum Präsidenten von Geneanet ernannt. Könntest Du Dich bitte mal vorstellen?

Hallo zusammen! Ich bin 54 Jahre alt, verheiratet und Vater von 3 Kindern, die z.Z. noch studieren. Außerdem bin ich, seit mehr als 30 Jahren, ein begeisterter Ahnenforscher.

Nach verschiedenen beruflichen Erfahrungen, im Bereich der Beratung und des Vertriebs, in der Informationstechnologie, kam ich Anfang 2003 zu Geneanet. Nach einem Treffen mit Jacques Le Marois, wurde mir angeboten, die Leitung der Website zu übernehmen. Damals waren wir nur drei Mitarbeiter!

Ich war mehr als 20 Jahre lang an der Entwicklung der Website beteiligt, wobei ich mich, zu Beginn des Abenteuers, außer der Technik (ich habe einen Wirtschaftsfachschul-Abschluss), ein wenig mit allem diese Site betreffend, beschäftigt habe. Als die Website wuchs und neue Talente zu uns stießen habe ich mich, an der Seite von Jacques, auf die interne Organisation- und die Entwicklungsstrategie des Unternehmens konzentriert.

Kurzum, ich bin kein Neuling im Abenteuer Geneanet ;-)

Du bist also ein Genealoge… kannst Du uns mehr zu Deinen Wurzeln sagen?

Obwohl meine 4 Großeltern aus Paris stammen, waren deren Vorfahren in den verschiedenen Regionen von Frankreich zu Hause. Mein Uroßvater väterlicherseits verließ, kurz vor dem Krieg von 1870, seine lothringische Geburtsregion, Er entschied sich sehr schnell für die französische Staatsbürgerschaft. Seine Vorfahren waren als Schuster im Departement der Moselle tätig.

Seitens meiner Großmutter väterlicherseits, aber auch von der Seite meines Großvaters mütterlicherseits, befinden sich meine Wurzeln in der Umgebung von Mâcon, im Herzen von Burgund, der heutigen Bourgogne (Wahrscheinlich kommt von daher, meine Vorliebe für die Burgunderweine) und dem Chalonnais.

Von der Seite meiner Großmutter mütterlicherseits komme ich aus den Hochebenen von Aubrac und dem Lot-Tal im Aveyron. Ich muss gestehen, dass ich aber eine besondere Zuneigung zu meinen Vorfahren aus dem Rouergat habe.

Ich habe auch Verbindungen in Savoyen, Corrèze, in der Champagne, im Südwesten der Ile-de-France, in Beauce, Sarthe, Touraine und Mayenne. Ganz zu schweigen von einigen Vorfahren in der Schweiz oder im Yorkshire in Großbritannien. Eigentlich eine sehr bodenständige Genealogie, da keiner meiner mir bekannten Vorfahren in Küstennähe lebte …

Hast Du bei deinen Forschungen irgendwelche Überraschungen erlebt?

Wie viele andere französische Ahnenforscher konnte ich, teilweise die Aussage von La Bruyères bestätigen, dass wir alle einen König und einen Gehenkten in unserem Stammbaum haben. Bleibt mir nur noch den Gehenkten zu finden …

Es freut mich immer, wenn ich gemeinsame Vorfahren mit Persönlichkeiten wie z.B. Claudie Haigneré finde, der ersten französischen- und europäischen Frau, die ins Weltall geflogen ist, oder noch näher, zu dem Musikkomponisten Francis Poulenc.

Was Überraschungen betrifft, so habe ich vor kurzem entdeckt, dass mein englischer Zweig aus Thirsk, einem kleinen Dorf in Yorkshire stammte. Dem Ort, an dem die Geschichte der berühmten Serie „Downton Abbey“ spielt!

Hast Du noch andere Leidenschaften als die Genealogie?

Ich liebe es zu reisen und fotografiere auch viel. Die beiden Hobby’s passen sehr gut zusammen. Und wie jeder Ahnenforscher, lege ich natürlich großen Wert auf meine Familie!

Was ist heutzutage die Stärke von Geneanet?

Ich glaube, dass Geneanet aus 2 Hauptgründen einzigartig ist: die vielen Talente, die sein Team bilden und die besonders treue- und engagierte Gemeinschaft, die es unterstützt.

Wir sind bei Geneanet ein Team von etwa dreißig Personen, von denen die überwiegende Mehrheit eine Leidenschaft für die Genealogie hat. Wir haben also das Glück, unsere Leidenschaft mit unserer beruflichen Tätigkeit verbinden zu können. Die Mitarbeiter von Geneanet sind daher die ersten Nutzer der Website. Sie verstehen und antizipieren die Bedürfnisse unserer Millionen, von Mitgliedern und Besuchern.

Unser zweiter Reichtum, auf den wir besonders stolz sind, ist die Gemeinschaft der Genealogen, der so aktiv zur Entwicklung von Geneanet beiträgt. Sei es, dass sie kommen um ihre Bäume zu teilen, sei es, dass sie alle Arten von Archivsammlungen hinterlegen, die sie in Frankreich, aber zunehmend auch überall in ganz Europa und sogar auf der anderen Seite des Atlantiks digitalisieren. Dazu kommt noch, dass sie an unseren zahlreichen Projekten, zur kollaborativen Indexierung teilnehmen. Das ermöglichen es immer mehr exklusive Daten, über das Zivilstandswesen hinaus, kostenlos mit allen zu teilen.

Ich nutze diese Gelegenheit, um unserer Community für ihre aktive Teilnahme am Geneanet-Projekt zu danken. Sowohl durch ihre finanzielle Unterstützung über das Premium-Abonnement, als auch durch ihre beitragende Beteiligung, der auf der Website geteilten Daten.

Als Jacques Le Marois dich im Januar 2003 zur Leitung von Geneanet berief, warst du ziemlich allein, da er selbst noch nicht im Unternehmen tätig war und alle Freiwilligen das “Schiff” bereits verlassen hatten. Wie hast du diesen Moment erlebt, der immerhin eine ziemliche Herausforderung war? Hast Du dir damals vorstellen können, was heute aus Geneanet geworden ist?

Im Januar 2003 hatte Geneanet nur 2 Angestellte, die sich um die täglichen Angelegenheiten kümmerten. Die Nutzer waren aber tatsächlich anwesend und bereicherten weiterhin ihre Bäume und der Datenverkehr wuchs stetig. Ich selbst war bereits ein Nutzer von Geneanet und besuchte damals regelmäßig die genealogische Bibliothek, in der Rue de Turbigo in Paris. Ich war von Jacques Vertrauen berührt und habe mich von da an bemüht, Geneanet nicht wie ein Start-up, sondern wie ein mittelständisches Unternehmen zu führen. Das bedeutete auch, dass man sich um Ausgaben- und Einnahmen kümmern sollte und nicht, wie in vielen Start-ups, auf die Einnahmen in besseren Zeiten zu warten …

Den Club Privilège (Vorläufer des heutigen Premium-Angebots) gab es bereits und einige Tausend Nutzer hatten schon ein Abonnement abgeschlossen. Mein erster Entschluss war Jerome zu suchen, um an meiner Seite mit mir zu arbeiten. Zu zweit und mit der Hilfe einiger Praktikanten, stellten wir ein kleines Team zusammen und nahmen die Entwicklung, der Website, wieder auf. Durch die Zunahme an Premium-Abonnenten, konnten wir neue Talente rekrutieren, wobei aber, ein echtes Interesse an Genealogie, schon immer das erste Auswahlkriterium war.

Wir wollten eine Genealogie-Seite für Ahnenforscher erstellen.

Natürlich hatten wir damals keine Ahnung, was aus Geneanet werden würde. Daher sind wir heute, angesichts der erzielten Fortschritte, stolz auf das Erreichte.

Was sind die markantesten Erinnerungen an Deine 20 Jahre bei Geneanet, die schwierigsten- und auch die erfreulichsten Momente?

Ich habe viele Erinnerungen an Geneanet… Jede neue Version der Website war ein prägender Moment, da wir jedes Mal viel Pädagogik bei unseren Nutzern einsetzen mussten, um die Neuheiten vorzustellen und die Änderungen, die manchmal verwirrend sein konnten, zu akzeptieren. Aber eine Website muss sich weiterentwickeln und die neuesten technologischen Innovationen nutzen, um wettbewerbsfähig zu bleiben …

Die schwierigsten Momente waren zweifellos der Tod einiger mehr- oder weniger junger Mitarbeiter. Ein Unternehmen wie Geneanet ist ein bisschen wie eine große Familie, in der wir uns einander sehr nahe sind. Ein Ausscheiden aufgrund von Umständen, die immer mit viel Leid verbunden sind, ist und bleibt immer schmerzhaft.

Einer der glücklichsten Momente war die Feier, zum 20-jährigen Jubiläums von Geneanet, die es uns ermöglichte, die gesamte geleistete Arbeit zu feiern und dieses Ereignis mit der kleinen Welt, der französischen Genealogie, zu feiern.

Die Besonderheit von Geneanet, wenn man es mit anderen großen Genealogie-Websites vergleicht, ist wahrscheinlich auch sein sehr aktives Netzwerk von Freiwilligen. In diesem Zusammenhang wurde übrigens, vor einigen Jahren, eine große Innovation ins Leben gerufen, die Geneanet-Treffen. Kannst du uns etwas über diesen, für unsere Website einzigartigen Aspekt erzählen. Wie siehst du seine weitere Entwicklung?

In der Tat trägt eine sehr große Zahl der Geneanet-Nutzer auf uneigennützige Weise dazu bei, unsere Datenbanken anhand ihrer eigenen Recherchen zu bereichern. Natürlich bleiben seit den Anfängen von Geneanet alle Daten, die von unseren Beitragenden eingebracht werden, für alle anderen Nutzer der Seite frei und kostenlos zugänglich und das wird sich auch nicht ändern.

Regelmäßig wurden wir gebeten, Geneanet überall in Frankreich- und Europa vorzustellen, sei es anlässlich von Messen oder ganz einfach für informelle Treffen. Leider erlaubt es uns unsere kleine Mitgliederzahl nicht, so viel zu reisen, wie wir gerne möchten. So hatten wir die Idee, « Les Rencontres Geneanet (Die Geneanet-Treffen) » ins Leben zu rufen. Es handelt sich um Treffen in ganz Frankreich, die von Nutzern der Website organisiert werden, die somit unsere Botschafter bei anderen Nutzern, Anfängern- wie Fortgeschrittenen, sind.

Sie können so über ihre gemeinsame Leidenschaft zur Genealogie und die Nutzung von Geneanet sprechen.

Geneanet ist jetzt Teil der Ancestry-Gruppe, der weltweiten Nr.1 für Online-Genealogie und Familiengeschichte. Wie sind die Beziehungen zu Ancestry? Was bringt diese Fusion für Geneanet?

Ganz ehrlich, die Beziehungen zu Ancestry laufen sehr gut und ich genieße es wirklich, mit einem internationalen Team zu arbeiten, sowie die verschiedenen Perspektiven und Erfahrungen, die es mir bringt.

Ancestry hat die Besonderheit von Geneanet sehr gut verstanden und respektiert sie voll und ganz. Geneanet, in der heutigen Zeit, ist ein Unternehmensprojekt bei dem die Werte von Zusammenarbeit und Teilen in den Vordergrund gestellt werden und wertvoll sind. Ancestry bietet uns alle Mittel, um es zu bewahren.

Ich denke, dass der interessanteste Teil dieser Beziehung für die Nutzer von Geneanet ist, die Menge an Daten, die wir ihnen in unserem Premium-Angebot zur Verfügung stellen konnten: über 500 Millionen neue Daten bislang. Wir werden auch weiterhin neue Daten und Sammlungen hinzufügen, die immer mehr werden und damit neue Entdeckungen für alle unsere Nutzer bringen werden.

Unsere Stammbäume werden nun auch auf Ancestry indiziert und das ermöglichte es vielen neuen Nutzern, Geneanet zu entdecken und unserer Gemeinschaft beizutreten.

Wie stellst Du dir die Zukunft von Geneanet vor? Ändern wir den Kurs oder machen wir weiter wie bisher?

Ich bin sehr zuversichtlich, was die Zukunft von Geneanet innerhalb von Ancestry betrifft. Mit neuen Mitteln wollen wir fortfahren Geneanet weiterzuentwickeln, auch auf internationaler Ebene, um es zu einem “Geneanet für alle” zu machen. Jeder soll ein Interesse daran finden, unsere Website zu besuchen. Sei es aus Leidenschaft für die Genealogie, oder aus reiner Neugierde, mehr über seinen Namen- oder der Geschichte seiner Familie zu erfahren.

Dazu müssen wir sowohl die Modernisierung als auch die Vereinfachung der Website weiter vorantreiben. Einige Funktionen, die zu wenig genutzt werden oder nicht mehr den Bedürfnissen unserer Nutzer entsprechen, können umgewandelt oder zusammengefasst werden, wie dies bereits in der Vergangenheit der Fall war.

Geneanet ist eine alte Dame, die gepflegt werden muss, aber die Innovation unserer Teams und die Treue unserer Nutzer verleihen ihr ständig eine neue Jugend.

16 Kommentare

Die Darstellungsmöglichkeiten auf Geneanet sind für mein Empfinden unvergleichlich. Ich wünsche mir sehr, dass sie erhalten bleiben.


Sehr geehrter Herr Becker, ich wünsche Ihnen alles Gute in Ihrer neuen Position
mit herzlichen Gruß
DI. Udo Ehrenhöfer


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